Beim Aufbau eines Ärmels muss dem Schulterpunkt und der Armkugelhöhe besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Die Armlänge spielt dabei vorerst eine untergeordnete Rolle. Der Schulterpunkt ist die höchste Stelle am Ärmel und trifft auf die Schulternaht des Oberteils. Alles was im Oberarmbereich liegt, gehört zur Armkugel. Dabei beschreibt die Armkugelhöhe den längsten Weg zwischen Oberarmlinie und Schulterpunkt.
Gemessen wird die Oberarmlinie an der breitesten Stelle des Oberarmes (meist Höhe Brustlinie). Um den Ärmel individuell anpassen zu können, spielen je nach Ärmelart die horizontalen Maße von Oberarm-, Ellenbogen- und Saumlinie eine wichtige Rolle.
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Die Maße zur Konstruktion eines Ärmels können für einen Maßschnitt am Körper gemessen werden. Eine genaue Anleitung ist in dem Beitrag „Richtig Maßnehmen“ zu finden. Für einen Konfektionsschnitt können die Maße aus unseren „Maßtabellen“ entnommen werden.
Maße die für die Konstruktion eines Ärmelschnittes gebraucht werden sind:
Körpermaß | Abkürzung | Erklärung |
Armlochhöhe | Ah | wird am fertigen Armloch gemessen |
Armlochumfang | Umf | wird ebenfalls am fertigen Armloch gemessen |
Armlochdurchmesser
|
Ad | wird bereits bei der Konstruktion des Oberteilschnittes benötigt und muss mit einer Formel aus der Maßberechnungstabelle berechnet werden |
Ärmellänge | Älg | wird am Körper von der Armkugel aus gemessen und nach Modellart und Wunsch bestimmt |
Ärmelsaumweite | Äsw | wird ebenfalls am Körper gemessen und nach Modellart und Wunsch bestimmt |
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Die Armkugel ist ausschlaggebend für die spätere Passform des Ärmels und somit ein entscheidender Punkt für die Bewegungsfreiheit und einen guten Sitz. Zum Beispiel ist eine flachere, breitere Kugel angebracht bei Figuren mit starkem Oberarm oder wenn mehr Wert auf einen bequemen Ärmel als auf einen „glatten Ärmelfall“ gelegt wird.
Dabei gilt am Schnitt, die steile Kurve links bildet den vorderen Teil des Ärmels (vordere Ärmelnaht) und die lang gezogene Rundung (rechts) bildet den hinteren Ärmelteil bzw hintere Ärmelnaht. Die angezeichneten Ärmeleinsatzpunkte markieren, wo später der Ärmel mit dem Armloch zusammengenäht wird.
Achtung: Die Konstruktion des Ärmels muss genau mit der des Oberteilschnittes übereinstimmen. Es wird erst das Armloch und dann der Ärmel konstruiert. Die Armlöcher müssen immer passend zum Ärmel berechnet, konstruiert und nach der Schnittzeichnung genauestens kontrolliert werden. Dabei gilt beim Schnitt hat die Armkugel immer etwas mehr Weite als das Armloch. Diese Weite (Einhalteweite genannt) sollte sich auf das Armloch am Rückenteil verteilen lassen. Es handelt sich hier um eine Bequemlichkeitszugabe. Minimale Abweichungen der Nahtlängen können großen Einfluss auf die Passform haben.
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Ärmel sind ein- oder zweiteilig aufgebaut und werden somit durch eine oder zwei Längsnähte geschlossen. Kurz gesagt besteht der Ärmel also aus einem Schnittteil oder es werden zwei Schnittteile zusammengenäht. Bei einem kurzen oder weiten Modell wird üblicherweise ein Einnaht-Ärmel eingesetzt. Mit einem Zweinaht-Ärmel erzielt man einen körpernaheren Schnitt. Dies kann mit der menschlichen Anatomie einfach erklärt werden.
Ein Arm, der locker hängt, neigt sich stets etwas nach vorne. Mithilfe eines zweiteiligen Ärmels kann sichergestellt werden, dass sich der Ärmel besser an den Arm anpasst und somit besser sitz. Das heißt wiederum, desto mehr Nähte genutzt werden, desto besser wird die körpernahe Passform. Der Zweinaht-Ärmel wird meist an Jacken, Blazern, Mänteln oder Kleidern eingesetzt.
Der einteilige Ärmel gilt hingegen als einfache Ärmelform. Eine bessere Passform kann hier durch eine hohe Armkugel und einen Abnäher vom Saum zum Ellenbogen erreicht werden. Er eignet sich für weite Blusen und Hemden.
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Die verschiedenen Ärmelarten spielen bei dem Design eines Kleidungsstückes eine entscheidende Rolle, denn der Ärmel kann, je nach Erscheinung, den Look des ganzen Outfits prägen. In Form, Farbe und Länge werden in der Mode keine Grenzen gesetzt. Aus dem ganz normalen Ärmel-Grundschnitt lässt sich fast jede Ärmelform konstruieren. Eine Ausnahme stellen hier der Raglan-, Kimono- und Fledermaus-Ärmel dar. Hier erfährst du welche Ärmelarten es gibt und wie sie sich voneinander unterscheiden.
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Der Ballonärmel wurde von Nina Ricci kreiert. Seinem Namen entsprechend handelt es sich um einen ballonförmigen Ärmel, der eng in Ellenbogenhöhe schließt. Ein Schnittmuster für einen Ballonärmel findest du in der Rundschau 3/2018.
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Der Biedermeierärmel entwickelte sich 1920 aus den damals getragenen Puffärmeln. Er ist ein tief angesetzter, gebauschter Ärmel.
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Der Bündchenärmel ist an der leicht bauschig gefassten Ärmelweite zu erkennen. Der angesetzte Ärmelabschluss wird mit Knöpfen verschlossen. Ein passendes Schnittmuster für Bündchenärmel findest du in der Rundschau 3/2018.
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Als Dolman-Ärmel wird eine Kombination zwischen Kimono- und Raglanärmel verstanden. Heutzutage ist er ein breiter, eingeschobener Ärmel der entweder eckig, oval oder kugelig geschnitten ist. Um den Dolman-Ärmel zu betonen werden die Nähte oftmals zusätzlich abgesteppt.
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Der Fledermausärmel ist ein weiter, oben angeschnittener und tief an der Taille angesetzte Ärmel. Er läuft zum Handgelenk schmal zu. Das passende Schnittmuster für Fledermausärmel findest du in der Rundschau 4/2017. Weitere Schnittkonstruktionen für Kimono- und Fledermausärmel findest du hier.
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Der Flügelärmel ist rüschenartig geschnitten und zur Achsel hin offen.
Ein passendes Schnittmuster für Flügelärmel findest du in der Rundschau 1-2/2016.
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Der Keulenärmel ist an der Schulter weit geschnitten, angereiht und verengt sich zum Handgelenk.
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Der Kimonoärmel wird aus dem Brustteil und Vorderärmel nahtlos in einem Stück geschnitten. Er kann aber auch in Form eines geraden, weiten und tief angesetzten Ärmels erscheinen, im Gegensatz zum Fledermausärmel läuft er jedoch gerade aus. Man unterscheidet zwischen Unterarm-Kimono, Seitenteilkimono, Drachteil-Kimono, Kimono mit Abtrennung zur Keilecke und Passenkimono. Die Schnittkonstruktionen für alle Kimonoärmel findest du im Buch Kleider und Blusen.
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Beim Manschettenärmel wird der Ärmelabschluss mit Hilfe von Manschetten verschlossen. Ähnlich wie beim Bündchenärmel wird die Ärmelweite bauschig gefasst.
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Puffärmel werden häufig in Kleidern und Blusen verarbeitet. Sie zeichnet die weit gebauschte Form aus, die an der Schulter angekreuselt und am Saum von einem Bündchen zusammengehalten wird.
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Der Raglanärmel wurde nach Lord Raglan benannt, der in der Schlacht von Waterloo einen Arm verlor. Um ihm ein leichteres Anziehen seines Mantels zu ermöglichen, wurde für ihn der Raglanärmel kreiert. Der Ärmel beginnt bereits am Halsausschnitt und zieht sich mehr oder weniger diagonal über die Schulterpartie. Dieser Ärmel eignet sich besonders gut für Sportkleidung, da die Nähte nicht auf der Haut scheuern und ein angenehmes Tragegefühl sicherstellen. Man unterscheidet bei den Raglanärmeln zwischen Steilraglan, Zungenraglan, Halbraglan (Janus-Ärmel), Sattelschulter und Dolman-Ärmel. In der Rundschau 5/2017 findest du eine Schnittkonstruktion für ein Raglankleid.
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Der Trompetenärmel (auch Glockenärmel, Volantärmel) zeichnet sich durch die ausgestellte Form der Ärmel, ob kurz oder lang, aus. Eine Schnittkonstruktion für Ärmel mit Volant findest du in der Rundschau 1-2/2016. Weitere Informationen findest du auch im Artikel: Ärmel mit Volant konstruieren.
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Der Tulpenärmel ist ein kurzer Einnaht-Ärmel. Durch seine Form, die an Blütenblätter einer Tulpe erinnert, erhält dieser Ärmel seinen Namen. Der Ärmel ist so im Armloch eingenäht, dass sich das Schnittteil am Arm überschneidet. Diese Ärmelform kam in den späten 40er Jahren, heute sieht man sie oft an Blusen und Kleidern, wo sie ein toller Hingucker sind.
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Die Sattelschulter beginnt wie der Raglanärmel am Halsausschnitt, zieht sich hier jedoch gerade entlang der Schulter bis zum Ärmelausschnitt. In der Rundschau 11/2016 ist hierzu ein Schnittmuster für ein Kleid mit Sattelschulter zu finden.
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Der Janus-Ärmel (auch Halbraglan) besteht aus einer Mischung aus dem Raglanärmel, der vorne angebracht wird und dem auf der Rückseite genutzten eingesetzten Ärmel.
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Die typischen Passformprobleme zeigen sich spätestens, wenn der Ärmel nicht so sitzt, wie er es sollte. Der Idealfall sieht ein faltenfreies Ergebnis vor, in dem sich der Träger wohlfühlt und frei bewegen kann. Dies ist aber unter Umständen schwierig zu erreichen. Erfahre, was die häufigsten Fehler bei der Verarbeitung sind und wie du diese Probleme lösen kannst.
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Wir haben weitere typische Passformprobleme, die durch Fehler bei der Schnitterstellung oder Abweichungen der Figur von der Norm-Figur entstehen, für dich in der folgenden Tabelle zusammengefasst:
Typische Passformprobleme beim Ärmel | |
Problem | Lösung |
Längsfalten bilden sich von der Schulter abwärts | Der Ärmel ist zu weit, einfach den Ärmel aufschneiden und zusammenschieben. Achtung: Auf die gleichmäßige Verteilung der beiden Stücke achten. |
Querfalten und Spannung | In diesem Fall ist der Ärmel zu eng geschnitten. Hier muss Weite hinzugefügt und das Armloch vergrößert werden. Tipp: Ärmel in mehrere Teile schneiden, um die Ärmelrundung zu erhalten. |
Falten rund um die Schulter | Hier wurde der Stoff um die Armkugelhöhe (Schulterkugelgelenk) zu kurz oder zu lang verarbeitet.
In beiden Fällen gilt es, jeweils den Stoff der Armkugel zu verkürzen oder zu erweitern. |
Ärmel schneidet ein, Zugfalten zur Achsel | Es fehlt an Weite. Eine einfache Lösung besteht darin, das Armloch zu vergrößern. |
Zugfalten oberhalb der Armlinie | Die Armlinie ist zu schmal und muss erweitert werden. Falls die Falten nur auf einer Seite entstehen, ist gegebenenfalls nur eine Seite der Armkugel zu schmal. |
Erstmals erschienen 2019, letzte Aktualisierung 11.06.2019.