Produkt: M. Müller & Sohn - Schnittmuster - HAKA - Blazer Mantel
M. Müller & Sohn - Schnittmuster - HAKA - Blazer Mantel
In den Größen 48, 52, 56 und 60

Die Lederhose – Tradition und Kult

Lederhose
Inspiration Runway: Lederhose Sportalm (Bild: © CATWALKPIX.COM)

Was uns heutzutage in Bayern und Österreich als eine alte Tradition der Volkstracht erscheint, hat eine relativ junge Geschichte. Zwar wurde Leder als Material für Hosen seit Jahrhunderten verarbeitet, doch hatten diese wenig Ähnlichkeit mit den heutigen Lederhosen.

Anfertigung der Lederhose
Hochwertige Handarbeit: Fertigung einer Lederhose bei Meindl (Bild: Meindl)

Die Geschichte der Lederhose

Vorläufer der Trachtenlederhose ist die Culotte des 17. Jahrhunderts, eine aus Samt, Seide oder Leder für den Adel gefertigte knielange Hose. Diese war eng anliegend und endete knapp unter dem Knie. Die Hosenbeine hatten kleine, mit Knöpfen verschlossene Schlitze um leichter einzusteigen. Vorne wurde sie entweder mit einem Hosenschlitz mit Knöpfen geschlossen oder mit einem Latz von Hüfte zu Hüfte, der am Bund fest geknüpft wurde. Am Hof Ludwig des XVI trugen die Offiziere der französischen Kavallerie solche Hosen aus weißem Leder, daran erinnern uns heute noch die Uniformen der Reiter der Spanischen Hofreitschule in Wien. Die Französische Revolution bringt das Ende der Adelsvorherrschaft, aber auch das Ende der Culotte für die städtische Bevölkerung. Die Pariser proletarischen Revolutionäre, kleine Handwerker, Arbeiter, Händler tragen lange Hosen und erhalten daher bald den Beinamen „Sans (ohne) culottes“. Die ländliche Bevölkerung arbeitet weiterhin in Kniebundhosen, meist aus Leder von Schafen oder Ziegen vom eigenen Hof, denn die Jagd auf Hirsch und Reh war dem Adel vorbehalten. Im 19. Jahrhundert setzt sich der widerstandsfähige, wetterfeste Loden als Hosenmaterial durch, ebenso die langen Hosenbeine und Ende des Jahrhunderts waren Lederhosen so gut wie verschwunden.

Schnittkonstruktionen Trachtenmode: Trachten für Männer

Schnittkonstruktionen Trachten für Männer: Aktuelle M. Müller & Sohn-Schnitte nach historischen alpenländischen Trachten.

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Erhaltung des Brauchtums und der Trachten

Während des Zeitalters der Romantik und der damit verbundenen Rückbesinnung auf alte Werte entstehen immer mehr Vereine, die sich für die Erhaltung des Brauchtums und der Trachten einsetzen. An den königlich-kaiserlichen Höfen in Wien und München herrschte bald ein wahrer Trachten-Hype. Zur „Hebung des Nationalgefühls, insbesondere der Landestrachten“ erlässt der Bayerische König Maximilian am 1. Juni 1853 eine Verordnung und zeigt sich bei der Jagd volkstümlich mit graugrüner Jacke und Lederhose. Auch der österreichische Erzherzog Johann setzt sich für die Erhaltung von Brauchtum und Tracht ein. Seine Volksverbundenheit und Liebe zu seiner steierischen Wahlheimat zeigt er öffentlich indem er sich in der Landestracht kleidet, dem mit grünen Aufschlägen besetzten grauen Lodenrock der steierischen Jäger, dem Vorläufer des Steirer- Anzuges.

Verschiedene Varianten der Lederhose
Vom Brauchtum zur Moderne: Kaiser Franz Joseph I. in Lederhose, Neue Interpretationen der Lederhose von Meindl und Trachtenamazonen.

Erscheinungsbild der heutigen Lederhose

Das Erscheinungsbild der heutigen Lederhose verdanken wir dem bayerischen Lehrer Josef Vogl, der zusammen mit Freunden 1883 den ersten Gebirgstrachten-Erhaltungsverein in Bayrischzell gründete. Nach ihren Entwürfen wird eine Neuauflage der, wie sie glauben „uralten“ Tracht in Auftrag gegeben. Angefertigt von einem „Säckler“, einem Handwerker für die Herstellung von Lederbekleidung, findet das Kleidungsstück jedoch vorerst keinen Anklang bei der Bevölkerung. Man verspottet die Träger, die Kirche verbietet ihnen sogar die Teilnahme an Prozessionen. Vogl wendet sich an den bayerischen König, den kunstsinnigen Ludwig II. Dieser weist alle Bezirksämter an, Vereine zur Erhaltung der Tracht zu gründen.

PDF-Download: Schnitt-Technik DOB HAKA Trachtenbekleidung

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Kultobjekt Lederhose

Nach dem ersten Weltkrieg beginnt mit dem Alpentourismus der Siegeszug der Trachtenlederhose, sie ist die Freizeithose der städtischen Sommergäste. Während der Zeit der Nationalsozialisten wird sie als deutsche „geerbte Vätertracht“ hochstilisiert. Nach dem Krieg zählt sie noch lange zur beliebtesten Kinderbekleidung, bis die Jeans sie ersetzt. Jahrzehntelang sah man sie dann nur mehr bei Trachten-, Jagd- und Musikvereinen und auf dem Münchner Oktoberfest. In den Siebzigerjahren beginnt die Wiederbelebung der ledernen Trachtenkleidung. Hirsch- und das weichere Rehleder, bestickt in alter Tradition, wird zu Kostümen und Anzügen verarbeitet. In den letzten Jahren wird das unverwüstliche Leder auch für modische Modelle verwendet. Zum Kultobjekt der jungen Generation wurde die klassische Lederhose seit ein paar Jahren. Sie kombinieren Traditionelles frech mit Modernem, denn sie haben entdeckt, dass, so wie ein Dirndl jeder Frau steht, auch der müdeste Bürohengst in einer urigen Ledernen zu einem sexy „Feschak“ wird. Und wie die Entwicklung über die Jahre beweist, wird eine Lederhose nicht unmodern.

Material und Anfertigung einer Lederhose

Angefertigt wird eine hochwertige Lederhose aus dem unverwüstlichen, sämisch gegerbten Hirschleder. Sie wird je nach Region mit weißen, gelben oder grünen handgefertigten Stickereien, der sogenannten „Ausziehr“ bestickt, wobei das Muster sich reliefartig abhebt. Bei industriellen Lederhosen wird meist Maschinenstickerei verwendet. S-Laub, das ist die S-förmige Stickerei um das „Leistl“, dem länglichen Lederstreifen an den Außenseiten des Hosentürls. Diese findet sich nur bei sehr aufwendig gearbeiteten Lederhosen. Ein weiteres Qualitätsmerkmal ist die Säcklernaht. Bei dieser speziellen Naht werden die Schnittkanten außen sichtbar und ein heller Lederstreifen wird zwischen die kanten gelegt. Die traditionelle Lederhose hat eine sehr lange Haltbarkeit. Bei regelmäßigem Tragen wird die raue, matte Oberfläche des Leders abgenutzt und bekommt eine „Patina“. Diese getragenen Lederhosen mit Speckglanz werden umgangssprachlich als „Krachlederne“ bezeichnet.

Schnittmusterbogen Trachtenmotive

Steppereien und Applikationen für Männer

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Anatomie der Lederhose

Bestandteile der Lederhose
Bestandteile der Lederhose
  • Leder: Das hochwertigste Material ist Hirschleder. Gutes Material liefert auch Ziege oder Reh. Bei Rinderspaltleder ist der Tragekomfort und Haltbarkeit geringer.
  • Farbe: Braun und Schwarz mit grünen oder gelben Stickereien sind Klassiker, aber auch helle Versionen und bunte Stickereien sind gefragt.
  • Hosenträger: Ein passender Leder-Träger wertet die Lederhose auf. In Tirol werden häufig auch Hosenträger aus Stoff getragen. Statt Trägern kann die Hose auch durch ein Gürtel gehalten werden.
  • Hosenlatz: Typisch für die Trachtenlederhosen ist der geknöpfte Hosenlatz. Er wird je nach Region mit S-förmigen Stickereien (S-Laub) um das „Leistl“, dem länglichen Lederstreifen an den Außenseiten des Hosentürls, verziert.
  • Zwickel: Dank des hinten am Hosenbund angebrachten Einsatzes, dem Zwickel, kann mit einem Lederband die Weite variiert werden.
  • Säcklernaht: Diese Naht ist ein Qualitätsmerkmal der Lederhose. Hierbei werden die Lederkanten außen sichtbar zusammengenäht und ein heller Lederstreifen dazwischen gefasst.
  • Stickerei: Ausziehr wird die Bestickung der Lederhose genannt. Traditionellerweise wird das Leder hierbei nur angestochen und der Faden innerhalb der Haut geführt. So hebt sich die Stickerei reliefartig ab.
  • Messertasche: Das Taschenmesser dient vor allem zur Zierde.
  • Charivari: Silberne Bauchkette mit Jagdtrophäen, Fetischen oder Münzen.
  • Strümpfe: Die attraktivste Beinbekleidung zur kurzen Lederhose sind die “Loferl”, die aus einem Wadenteil und einem Füßling bestehen. Zur Kniebundhose werden Kniestrümpfe getragen.
  • Schuhe: Traditionell werden Haferlschuhe zur Lederhose getragen.

Pflege der Lederhose

Mit etwas Kernseife und einer Handbürste kann man unliebsame Flecken entfernen, gutes Lüften hilft bei schlechtem Geruch, in eine chemische Reinigung darf so ein gutes Stück niemals.

Schnittmuster für Lederhose

kurze und lange Lederhose

Schnittmuster für eine Lederhose

Eine ausführliche Anleitung zur Erstellung eines Schnittes für die kurze Lederhose und die Kniebundhose aus Leder sowie viele weitere Schnittkonstruktionen für Herrentrachten findet Ihr  in unserem Buch Schnittkonstruktionen Trachtenmode: Trachten für Männer.

 

Produkt: Download M. Müller & Sohn - Schnitt-Technik - HAKA - Tanzbekleidung
Download M. Müller & Sohn - Schnitt-Technik - HAKA - Tanzbekleidung
In diesem E-Dossier findet Ihr Anleitung zur Schnittkonstruktion von Tanzbekleidung für Herren.

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Ich habe Zuhause ebenfalls viele Trachten-Erbstücke. Ich denke auch so ein traditionelles Teil sieht einfach anders aus und hat auch einen ideellen Wert. Zudem habe ich ein Messer für Lederhosen, das ich behüte, wie einen Schatz.

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    1. Liebe Neeltje Forkenbrock, da sind wir ganz Deiner Meinung. Einblicke in alte Schnittvorlagen und Handarbeitstechniken sind auch wichtig um Ideen für neue, spannende Kreationen zu entwickeln und ohne die Traditionspflege würden viele kulturelle Besonderheiten bald verloren gehen.Daher entstand unser Fachbuch Schnittkonstruktionen Trachtenmode: Trachten für Frauen in Kooperation mit dem Trachten-Informationszentrum des Bezirks Oberbayern. Hier findest Du wertvolle Konstruktionsanleitungen und Verarbeitungshinweise für außergewöhnliche Modellgestaltungen nach historischen Vorbildern basierend auf dem System M. Müller & Sohn. Schau doch mal in unserem Shop vorbei!

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