Produkt: M. Müller & Sohn - Buch - DOB - Sammelband Schnittkonstruktion 2013
M. Müller & Sohn - Buch - DOB - Sammelband Schnittkonstruktion 2013
DOB Schnitt-konstruktionen 2013

Anleitung: Knopf annähen

 

Knopf annähen
Inspiration Runway: Couture Kreationen übersät mit Knöpfen bei Viktor & Rolf (Bild: © CATWALKPIX.COM)

 

Inhalt

Geschichte des Knopfes

Knöpfe von A bis Z

Anleitung zum Knopf annähen

 

Der Knopf – ein unscheinbares, manchmal verstecktes Detail, in den letzten Jahren von Reißverschluss und Druckknopf verdrängt, entwickelt sich derzeit zum trendigen Accessoire. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt, solange er groß und auffallend ist. Dabei spielt es keine Rolle, ob er seiner eigentlichen Funktion gerecht wird – dem Verschließen von Kleidung.

Die Knopf Geschichte

Die Geschichte des Knopfs reicht bis in die Steinzeit zurück. Knöpfe waren aus Knochen, Holz und Stein gefertigt und sollten vermutlich ursprünglich vor Zauber schützen oder die Fruchtbarkeit und Kraft stärken. In der Antike dienten sie als Schmuck, in Asien wurden Schlingen und Schlaufen um sie gelegt. Nach Europa brachten sie die Kreuzritter und im 13. Jahrhundert erfand man in Deutschland das Knopfloch. Dieses verändert die Mode grundlegend, denn nun war es möglich, eng am Leib liegende Kleidung zu tragen. Ärmel und Hosen wurden auf das Wams geknöpft und manch adelige Dame warf bei einem Turnier dem siegreichen Ritter als Anerkennung ihren abgeknöpften Ärmel zu. Der Knopf wird zum Statussymbol der Vermögenden, er wird von Goldschmieden aus Gold und Silber gefertigt, mit Diamanten besetzt und Edelsteinen verziert.

Knopf annähen
Der Knopf als Gestaltungselement bei Koma, Altuzarra und Rodarte. (Bild: Catwalkpix)

Der Knopfmacher

Der Beruf des Knopfmachers war bis um 1950 sehr angesehen. In einer badenwürttembergischen Knopfmacherverordnung aus dem Jahre 1719 wird sogar von einer sechs Jahre langen Lehrzeit für den Handwerksberuf berichtet. Die Blütezeit des Handwerks war im 17. und 18. Jahrhundert. Dort setzte König Ludwig XIV. neue Standards, als er sich eigens für seine Staatsrobe vom sogenannten »Bouttonnier« Diamantknöpfe anfertigen ließ. Auch Katharina die Große liebte Knöpfe als Verzierung ihrer Roben; und so erlebte in dieser Zeit die Knopfherstellung in allen europäischen Ländern ihren höchsten Aufschwung. Berühmte Künstler und Porzellanhersteller kreierten Knöpfe – um Glanz und Glamour für das Volk nachzuahmen, ersetzten Glas und Emaille oft Halbedelsteine sowie Rheinkiesel Diamanten.

 

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Knopf-Know-How

Obwohl es ein Verbot gab, Knöpfe und das Wissen darum ins Ausland zu importieren und obwohl Knopfhandwerker nicht auswandern durften, gelangte das Knopf-Know-How irgendwie nach Amerika. Mit der industriellen Revolution begann dann die Massenproduktion der Knöpfe, speziell für Uniformen. In Paris entdeckten die Modehäuser Knöpfe für Damenkleider gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren Silberknöpfe mit Glaseinsatz beliebt und in den 20er / 30er Jahren erhielten Materialien wie Holz und Bakelit Einzug in die Knopfwelt. Später (ab 1950) kamen dann Nylon, Bast, Kork und Leder hinzu. Und mit dem steigenden Umweltbewusstsein ab 1980 fand eine Rückbesinnung auf natürliche Materialien statt – Horn, Leder, Holz und die Steinnuss aus Ecuador waren IN. Knopfgeschichte schrieben Coco Chanel mit ihren großen Goldknöpfen an den Kostümen, und Dior mit seinem schlichten Vierlochmodell, dem so genannten Diorknopf, der zum Inbegriff der Haute Couture wurde.

Knopf annähen
Der Knopf als Gestaltungselement bei Elie Saab, Ferragamo und Tibi. (Bild: Catwalkpix)

Knöpfe von A bis Z

Aberglaube um den Knopf

Näht man Knöpfe in Kreuzform auf, vertreibt man den Teufel. Im Erzgebirge hat derjenige Glück, der einen Hemden- oder Hosenknopf findet. Glück hat, wer beim Anblick eines Schornsteinfegers einen Knopf anfasst und 3 x »Bonjour ramoneur« sagt.

Angst – Knopfphobie

Kaum zu glauben, aber zehn bis zwölf Prozent der Menschen, meist Frauen, leiden unter der »Koumpounophobie« Sie ekeln sich geradezu vor Knöpfen, manche vermeiden sogar, das Wort »Knopf« auszusprechen.

Knopfarten

Der Scheibenknöpfe, Ösenknöpfe, Lochknöpfe, Druckknöpfe, Nietenknöpfe, Posamentenknöpfe, Zwirn- und Knebelknöpfe, Kugelknöpfe der Köche, Durchsteckknöpfe für Bettwäsche, der Manschettenknöpfe und Frackknöpfe.

Knopf-Etikette

Die Style-Vorschrift, die angeblich auf den recht fülligen englischen König Edward VII (1841-1910) zurückgeht, besagt: Ein Gentleman trägt immer den untersten Knopf seiner Weste offen. Auch bei einem Einreiher mit zwei Knöpfen, bleibt immer der untere geöffnet.

Geld oder Leben

Früher trugen wohlhabende Männer an ihren Röcken silberne Knöpfe. Bei einem Überfall wurden ihnen nicht nur Schmuck und Geld gestohlen, sondern meist auch die Knöpfe von der Kleidung abgetrennt. »Jemandem etwas abknöpfen« bedeutet, ihn um Geld oder Wertsachen zu erleichtern. »Den letzten Knopf springen lassen« heißt, den letzten Cent ausgeben. »Knopf oder Spitz … welches du willst« ist eine Drohung. »Nur an einem Knopfe hängt es noch« – es liegt nur mehr an einer Kleinigkeit.

Materialien für Knöpfe

Bambus, Bast, Edelsteine, Elfenbein, Glas, Holz, Horn, Knochen, Kokosnuss, Korallen, Kunststoff, Leder, Gold, Silber, Zinn, Kupfer und Eisen, Perlmutt, Stein, Steinnuss, Stoff, Ton

Rechts oder Links –  Knopfleiste bei Männern und Frauen

Heute ist es üblich, dass bei der Herrenbekleidung der Knopf auf der rechten Seite befestigt wird, bei Frauen links. Dazu gibt es mehrere Theorien, eine davon besagt, dass die Herren sich ihre Kleidung in früheren Zeiten selbst zuknöpfen mussten, während die Damen von einer Zofe angekleidet wurden.

Knopfsammler

Insbesondere die historischen Uniformknöpfe sind begehrte Kauf – und Tauschobjekte. Ebenso gesucht sind Knöpfe bekannter Künstler und Designer wie Elsa Schiaparelli, Alberto Giacometti, Coco Chanel, Yves Saint Laurent, Jacques

Knopf annähen
Der Knopf als Gestaltungselement bei DKNY, Dolce & Gabbana und Miriam Ponsa. (Bild: Catwalkpix)
(Bild: Catwalkpix)

Den richtigen Knopf annähen (bei Sakko – Mantel – Hose)

Diese Anleitung  und weitere Verarbeitungsbeiträge finden Sie in dem Fachbuch Atelier – Fachwissen aus der Praxis Teil 2.

Es gibt zwar Nähmaschinen in denen man einen Knopfannähfuß einsetzen kann aber die einfachste, edelste und stabilste Methode zum Knopfannähen ist die per Hand, mit Nadel und Faden. Es ist allerdings unprofessionell, wenn die Verschlussleiste zieht oder beult, sich schon nach kurzer Belastung der Knopf vom Stoff des Kleidungsstückes löst oder sogar das Loch nicht an der richtigen Stelle sitzt. Sogar Knopf annähen will gelernt sein. Hier folgt eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Nähen.

Die erste Frage ist bereits: Welches ist der richtige Faden zum Annähen der Knöpfe? In früheren Zeiten gab es Leinenzwirn in vielen Farben, ein sehr haltbares Garn, dass aber seit Jahren nicht mehr hergestellt wird. Ersatz wurde das Garn SERALON Stärke 30, dieses Material ist äußerst strapazierfähig und geschmeidiger als ein Leinenfaden. Aber auch andere Produkte kommen zum Einsatz. Kletterseile werden heute ja auch nicht mehr aus Hanf oder Sisal gemacht, sondern aus Hightech-Fasern. Zuerst fertigt man einen sogenannten „Knopfsetzer“, ein extra starker Faden, der sehr haltbar ist. Um ein Verschlingen und Verknotendes Fadens zu verhindern, muss der Faden überdreht werden. Dazu fädelt man den Knopffaden (z. B. Lamerts halblang nr 3) ein.

  • Die zwei herabhängenden Enden werden nun getrennt auf dem Knie oder einem Bügelkissen in derselben gedrehten Fadenrichtung weiter- oder überdreht. Beim Loslassen der Nadel verbinden sich die beiden Fäden zu einem. Dieser Vorgang wiederholt sich in ca. 20 cm Abstand bis zum Ende. Dann wird der gedrehte Knopffaden durch das Nähwachs gezogen – es kann auch ein Kerzenstummel sein – möglichst aus Bienenwachs. Damit es tiefer in den Faden eindringen kann, zieht man den gewachsten Faden über die heiße Platte des Bügeleisens. Sie werden sehen, die Mühe lohnt sich.

 

Das Foto zeigt Nadel und Faden für das Knopf annähen.Die Abbildung zeigt das Knopf annähen.

  • Jetzt kann das Nähen beginnen. Entscheidend ist die Funktion. Ist es ein Zierknopf für eine besonders schöne Linie – wie beim Zweireiher oder Frack – braucht man keinen Stiel/Hals, da der Knopf ja flach auf dem Stoff liegen soll. Wird ein Knopf aber zum Schließen von zwei Vorderteilen verwendet, muss je nach Stärke des Materials der Abstand vom Knopf zum Stoff so groß sein, dass der Knopf nicht zu sehr den Übertritt auf den Untertritt zieht.Das heißt bei dickem Stoff braucht der Knopf einen längeren Stiel. Das sind bei normalen Stoffen ca. 2–3 mm. Bei Sakko, Kostüm, Weste und Hose sticht man je 2 pro Bohrung den Knopf an. Der sogenannte Hals wird ein paarmal mit Nadel und Faden umwickelt und der Faden dann nach unten vernäht. Das Umspinnen dient der Haltbarkeit und verhindert Verschleiß, denn solche Knöpfe werden ja im Laufe der Zeit unzählige Male auf- und zugeknöpft.

 

Die Abbildung zeigt das Knopf annähen mit Stiel und annähen von Gegenknopf.

 

  • Beim Zweireiher sollte der Hals vom inneren Gegenknopf mindestens 1–1,5 cm lang sein, damit der Untertritt ein wenig Spiel hat. Er darf aber nicht so lang sein, dass der Untertritt am Saum des Übertrittes sichtbar ist. Beim Mantel sticht man pro Bohrung 3 ein, da mehr Gewicht auf dem Knopf lastet. Je nach Dicke des Stoffes empfiehlt sich eine Halslänge von 4–5 mm.

 

Die Abbildung zeigt das Knopfannähen mit Stiel.

  • Manche Herrenschneider nähen nach englischer Art die Knöpfe über Kreuz an. Dazu muss man wissen, dass die Savile Row meist andere Knöpfe verwendet: die britischen Knöpfe sind wie kleine Schüsselchen geformt. Der Knopf wird über Kreuz angenäht, daraus ergibt sich am Kreuzungspunkt eine Erhöhung, die sich bei flachen Knopfformen schnell abnützen würde.

 

 

  • Je nach Geschmack die Fäden längs oder quer annähen. Die Knöpfe werden so angenäht, dass der sichtbare Faden parallel verläuft.

 

Die Abbildung zeigt das Knopfannähen mit Stiel.

 

  • Es gibt auch Knöpfe in der Schüsselform für sportliche Hosen, bei denen es allgemein üblich ist, über Kreuz anzunähen. Die meisten Hosenknöpfe sind jedoch extrem flach, um sich bei dünnen Stoffen nicht nach außen abzuzeichnen. Diese sind dann so ausgefräst, dass man sie nur parallel annähen kann.

 

Grundregeln zum Knopfverschluss an Blusen und Kleidern

 

Zwei Stofflagen sind zu sehen, wo Knopf und Knopfloch eingenäht werden.

  • Knopf und Loch verschließen zwei übereinander liegende Stoffkanten. In die obere Stoffkante, den Übertritt, wird das Knopfloch gearbeitet. Auf die untere Stoffkante, den Untertritt, wird der Knopf gesetzt.

 

 

Zwei Stofflagen sind zu sehen, wo Knopf und Knopfloch eingenäht werden.

  • Bevor man die Lage von Knopf und Knopfloch anzeichnet, markiert man die Mittellinie von Über- und Untertritt. Das Knopfloch überragt die Mittellinie um 2 mm, der Knopf wird genau auf die Mittellinie gesetzt.

 

 

Zwei Stofflagen sind zu sehen, wo Knopf und Knopfloch eingenäht werden.

  • Der Knopfverschluss sitzt fest, glatt und faltenlos, wenn unter dem Knopf genügend Raum für den Übertritt ist. Deshalb werden alle Knöpfe mit einem „Stiel“ angenäht. Den Knopf mit doppeltem Faden in der Nadel, Stich für Stich, annähen und mit festem Knoten sichern. Den Nähfaden nur so weit nachziehen, dass der Knopf einen Stiel erhält. Den Stiel dicht mit dem Nähfaden umwickeln.

 

Weitere Anleitungen und Tipps rund um das Nähen von Knopf und Loch finden Sie hier:

 

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Sammelbände Schnittkonstruktion 2013 – 2015

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