{"id":18596,"date":"2023-08-13T08:00:34","date_gmt":"2023-08-13T06:00:34","guid":{"rendered":"https:\/\/www.muellerundsohn.com\/?p=18596"},"modified":"2023-07-26T12:26:50","modified_gmt":"2023-07-26T10:26:50","slug":"das-sakko-im-wandel-der-zeit","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.muellerundsohn.com\/allgemein\/das-sakko-im-wandel-der-zeit\/","title":{"rendered":"Das Sakko im Wandel der Zeit"},"content":{"rendered":"
\"Modells
Menswear Spring Summer 2024: Herrensakkos von Dior Homme, Armani, Paul Smith.<\/span> (Bild: \u00a9 Catwalkpix)<\/span><\/figcaption><\/figure>\n

Lange galt das Sakko<\/strong> als Grundoberbekleidung in der Herrenmode. Heute wird es immer mehr von legerer Sportbekleidung und Streetwear verdr\u00e4ngt. Ist das Sakko bereits Geschichte? Zumindest hat es Geschichte geschrieben, denn bis heute wird das Kleidungsst\u00fcck weltweit mit Macht und Wohlstand gleichgesetzt.<\/p>\n

\"Vintage<\/h1>\n

1918<\/h1>\n

Nach dem Ersten Weltkrieg war in der deutschen Herrenmode ein \u00bbinternationaler Look\u00ab angesagt: Die Schnitte mussten elegant und sehr schmal sein. F\u00fcr die Tr\u00e4ger hatte dieser Trend zur Folge, dass sie insbesondere im Schulterbereich kaum Bewegungsfreiheit hatten, denn teilweise wurde das Innere des Sakkos mit Knochenleim geklebt. Die Revers der Sakkos waren etwas breiter und ansteigend, aber nicht sonderlich lang. Das lag auch daran, dass sich der obere der zwei Schlie\u00dfkn\u00f6pfe sehr weit oben, direkt unter der Brust, befand. Gleicherma\u00dfen hoch setzte die Taille an. Von dort aus fiel das Sakko in einen sogenannten Glockenscho\u00df. Es war verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig kurz, sodass die damals neumodische Bundfalte der Korkenzieherhosen sichtbar war, das Ges\u00e4\u00df blieb jedoch stets bedeckt. Das Sakko selbst wurde meist aus Fischgrat- oder Nadelstreifengewebe gefertigt.<\/p>\n

Gesellschaftskleidung \u2013 Skizzenbl\u00e4tter<\/div><\/div>
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15 Skizzenbl\u00e4tter (s\/w) im DIN A4-Format.<\/p>

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19,00 \u20ac<\/div><\/div>
Lieferzeit: 2-3 Werktage<\/div><\/div>
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1925<\/h1>\n

In der Mitte des goldenen Jahrzehnts ver\u00e4nderte sich die Form des Sakkos: Es verlor seine Glockenform und wurde kastenf\u00f6rmiger. Der Look war deutlich sportlicher, denn die Herren sehnten sich nach mehr Flexibilit\u00e4t. Insbesondere in den sp\u00e4ten 20er- Jahren arbeitete man mit einer damals neuen Schnitt-Technik und einer gr\u00f6\u00dferen Rollweite rund um das Armloch, um dem Tr\u00e4ger mehr Bewegung zu erm\u00f6glichen: Die Form des Sakkos wurde also nicht mehr nur \u00fcber die Vorderkante gearbeitet, sondern auch \u00fcber das Armloch. Gleichzeitig wollte man die M\u00e4nnlichkeit betonen, weshalb die Schulterpartie mit Tafelwatte ausgepolstert wurde. Auch das Revers wurde opulenter. Um diese breite Optik zu verst\u00e4rken, wurde das weniger taillierte Sakko mit einer Weste kombiniert, die im Ausschnitt gut sichtbar war und sich h\u00e4ufig durch auff\u00e4llige Muster vom Sakko abhob. Farbenfreude galt als Zeichen von Wohlstand, was auch an den bunten Krawatten und Fliegen dieser Zeit auszumachen war.<\/p>\n

\"Retro<\/h1>\n

1940<\/h1>\n

Im Krieg mangelte es an allem, auch an Materialien. Alte Kleidungsst\u00fccke wurden zerschnitten und wieder neu zusammengesetzt. In der Regel konnten Schneider*innen Stoff e mit einer L\u00e4nge von drei Metern aus den Lagerbest\u00e4nden ergattern, um daraus einen Anzug anzufertigen. Weil das nicht sonderlich viel war, wurde meist auf eine Weste verzichtet. Dadurch fi elen jedoch auch zwei bis vier Taschen weg, die von den Herren immer gerne f\u00fcr Taschenuhr, Notizheft oder Lesebrille genutzt wurden. Um dem Verstauungsproblem Abhilfe zu verschaffen, setzte man einfach die uns heute gut bekannte Brusttasche aufs Hemd. Der Schnitt des Sakkos war schmal und tailliert, denn auch das sparte Stoff . Worauf man allerdings nicht verzichten wollte, war die Auspolsterung der Schultern, was eine nahezu waagerechte und kr\u00e4ftige Form ergab.<\/p>\n

\"Vintage
Illustrationen von Herrensakkos von 1955.<\/span> (Bild: Rundschau-Archiv)<\/span><\/figcaption><\/figure>\n

1950<\/h1>\n

In den 50er-Jahren wurden die Schnitte der Sakkos wieder weiter. In der Oberschicht wollte man sich nach dem Krieg gut situiert zeigen, wenn auch modisch konservativ und wenig experimentell: Die Herren trugen doppelreihige Sakkos mit zwei Seitenschlitzen. Dieser Trend kam aus England. Gleichwohl durften in der gehobenen Gesellschaft die bunten Krawatten und Einsteckt\u00fccher nicht fehlen. Jene Herren, die sich modisch eher an den Vereinigten Staaten orientierten, eiferten Frank Sinatra nach: Sie w\u00e4hlten einen schwarzen, grauen oder braunen Dreiteiler und kombinierten einen Fedora. Wer die Sakkos aus diesem Jahrzehnt rekonstruieren m\u00f6chte, setzt bei der Stoffwahl auf Azores Grey, Sicilian Grey, Aberdeen oder Midnight Blue. Die sportlichere Alternative zum Sakko war in den 50ern die Eisenhower-Jacke, ein leichter Blouson mit zwei Patch-Pockets.<\/p>\n

\"Retro<\/h1>\n

1960<\/h1>\n

Die Sixties waren von Ver\u00e4nderungen gepr\u00e4gt: Doppelreiher waren Geschichte, John F. Kennedy galt mit seinem kastenf\u00f6rmigen Anzug als modisches Vorbild. Der junge Pr\u00e4sident etablierte lange, einreihige Sakkos, die kaum eine Taille besa\u00dfen. Die festen Stoff e dieser Zeit verst\u00e4rkten diese Wirkung. In der Schulterpartie wirkten die Sakkos gleicherma\u00dfen massiv und breit, denn dort wurde mit leichten Polstern gearbeitet, sodass die Schulter leicht abfiel. Der K\u00f6rper wurde in V-Form dargestellt, das schmale Revers in Kombination mit einer d\u00fcnnen Krawatte unterst\u00fctzte diese Wirkung. Anz\u00fcge wurden in dieser Zeit auch erschwinglicher, denn mit der voranschreitenden Industrialisierung wurden erstmals keine losen Einlagen mehr verwendet. Das Pikieren wurde durch das Verkleben mit Fixierstoff en ersetzt. Zudem kamen neue Materialien wie Polyester auf.<\/p>\n

HAKA Schnittkonstruktionen Sakkos<\/div><\/div>
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98,00 \u20ac<\/div><\/div>
Lieferzeit: 2-3 Werktage<\/div><\/div>
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1975\/1980<\/h1>\n

Es war Schauspieler Richard Gere, der in dem Film American Gigolo einen Anzug von Giorgio Armani trug und damit das Zeitalter des italienischen Looks einl\u00e4utete. Beim dekonstruierten Sakko verzichtete der Modemacher auf jede Verst\u00e4rkung an der Vorderseite und Schulter. Stattdessen erhielt das Sakko seine Form ausschlie\u00dflich durch den Schnitt und durch das Dressieren des Tuchs. Der weite Anzug in Kastenform wurde mit einem kleinen Abstich erarbeitet und hatte ein schmales, tiefsitzendes Revers. Bis heute \u00fcberzeugt diese Art der Verarbeitung bei sommerlichen Sakkos aus Baumwolle oder Leinen. Dekonstruierte Sakkos in Verbindung mit den leichten Materialien k\u00f6nnen allerdings auch zu einer absackenden Schulter f\u00fchren. In den 70er-Jahren wurde das Sakko erstmals losgel\u00f6st vom Anzug getragen. Insbesondere die jungen Leute kombinierten die Jacketts mit den \u00fcbergro\u00dfen Vorderteilen zum wei\u00dfen T-Shirt. In den 80er-Jahren waren es die jungen Frauen, die alte Smoking-Jacken ihrer V\u00e4ter auftrugen und die \u00c4rmel hochrafft en.<\/p>\n

\"Retro<\/p>\n

1990\/2000<\/h1>\n

Kurz vor der Jahrtausendwende verlor der Anzug und somit das Sakko an Bedeutung. Insbesondere junge Menschen, die sich von ihrer Elterngeneration abgrenzen wollten, dachten nicht daran, ein Sakko zu tragen. Sie griff en eher zu Punk- Mode aus schwarzem Leder oder dunklem Jeansstoff. Anz\u00fcge wurden nur noch zu besonderen Anl\u00e4ssen getragen. Dabei wurde auch hier mittels eines kleinen Abstichs eine Kastenform kreiert. Das gro\u00dfe Sakko, das in dieser Zeit in seinem Look von amerikanischen Einfl\u00fcssen gepr\u00e4gt war, wurde von drei bis vier Schlie\u00dfkn\u00f6pfen geziert, wobei der oberste fast auf Taillenh\u00f6he sa\u00df. Der Zweireiher besa\u00df einen Mittelschlitz im R\u00fccken, um trotz der gewaltigen Stoffmenge in seiner Bewegung nicht zu starr zu sein.<\/p>\n

PDF-Download: Schnitt-Technik Slim-Fit Sakkos f\u00fcr Herren <\/div><\/div>
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15,80 \u20ac<\/div><\/div>
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2010<\/h1>\n

Insbesondere f\u00fcr ihre eigene Hochzeit w\u00e4hlten die Herren in dieser Zeit h\u00e4ufig Schattenstreifen oder Glanzstoff e in Silbergrau oder in klaren Champagnert\u00f6nen. Als Gegensatz zu den hellen, modernen Farben entschieden sich Br\u00e4utigame h\u00e4ufig f\u00fcr eine traditionelle Sakkoform mit zwei Kn\u00f6pfen, die h\u00e4ufig goldfarben waren. Wer sich im Job besonders modisch und jung zeigen wollte, trug ein extrem kurzes Sakko mit 75 cm L\u00e4nge und zwei Seitenschlitzen.<\/p>\n

\"aktuelle<\/p>\n

2020<\/h1>\n

Und heute? Heute ist alles erlaubt: Fr\u00fchere Trends kommen wieder auf und werden neu interpretiert. Insbesondere junge Herren erfreuen sich an historischen Accessoires wie der Fliege oder Hosentr\u00e4gern, die sie dann mit einem sportlichen Anzug in Slimfit- Passform kombinieren. Die Revers sind schmal, das Sakko selbst ist tailliert und k\u00f6rpernah geschnitten. Die \u00c4rmel fallen vergleichsweise k\u00fcrzer aus, damit Uhren oder Manschetten sichtbar pr\u00e4sentiert werden k\u00f6nnen. Moderne Sakkos in Navy oder Grau k\u00f6nnen losgel\u00f6st von der Anzughose getragen und stattdessen mit einer gutsitzenden Jeans oder legeren Chino kombiniert werden. Schneidermeister*innen und Kunden sind in ihrer Kreativit\u00e4t kaum Grenzen gesetzt.<\/p>\n

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Schnittmuster Grundschnitt Sakko einreihig<\/div><\/div>
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In den Gr\u00f6\u00dfen 44 - 58<\/p>\t\t\t

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